#3 Change & Transformation
Erfolgsfaktoren für die (digitale) Transformation der Energieerzeugung
Teil 4
In den vorangegangenen Teilen unserer Blogserie haben wir die technologischen, organisatorischen und kulturellen Aspekte der Digitalisierung und Transformation in der Energieerzeugung umfassend beleuchtet.
Der vierte und letzte Teil unserer Blogserie konzentriert sich auf die "Delivery" – die effiziente und sichere Umsetzung der geplanten Digitalisierungsprojekte. In einer Branche, in der Stabilität und Sicherheit oberste Priorität haben, stellt sich die Frage: Wie können innovative Lösungen effizient skaliert werden, ohne dass Menschen, Umwelt, Betriebsabläufe und Produktionsziele gefährdet werden?
Erfolgsfaktor #7: Transformation & Change Management
Erfolgreicher Wandel benötigt systematische und strukturierte Veränderungsprozesse im Backoffice und Fieldservice von Energieerzeugern und passiert nicht nebenbei
Bei der Bewältigung des Wandels von Energieerzeugungsunternehmen im Zuge der Energiewende spielen nicht nur digitale Technologien eine zentrale Rolle, sondern vor allem die Mitarbeitenden, die in den verschiedenen Unternehmensbereichen:
Backoffice-Mitarbeitende, wie bspw. AnalystInnen, JuristInnen, BetriebswirtInnen oder IT/OT-ExpertInnen, die überwiegend mit administrativen, regulatorischen, analytischen oder strategischen Aufgaben betraut sind, arbeiten häufig mit digitalen Systemen, Berichten und Analysen. Für sie steht die Nutzung von Daten und digitalen Prozessen im Vordergrund, um Entscheidungen zu treffen, Compliance zu gewährleisten und IT/OT-Lösungen zu eruieren. Im Gegensatz dazu sind Field-Service-Mitarbeitende, wie IngenieurInnen und TechnikerInnen, direkt an den Energieerzeugungsanlagen vor Ort tätig. Sie stehen vor der Herausforderung, technologische Lösungen in komplexen physischen Umgebungen zu implementieren und zu warten. Ihre Arbeit erfordert praxisnahe Entscheidungen, oft in Echtzeit, und ist stark von der physischen Infrastruktur der Anlagen abhängig.
Diese unterschiedlichen Rollen bringen spezifische Anforderungen mit sich, die im Rahmen der Digitalisierung und Transformation berücksichtigt werden müssen. Gerade für Field-Service-Mitarbeitende kann die Digitalisierung und Transformation eine größere Umstellung bedeuten. Um möglichen Widerständen im Endstehen bereits zu begegnen ist es wichtig frühzeitig eine offene, systematische Kommunikationskultur zu schaffen und die Mitarbeitende mit durchgedachten Schulungsmaßnahmen und transparente Informationspolitik mitzunehmen. Dabei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Angesichts des Fachkräftemangels und die durch Automatisierung, Data Analytics, Künstliche Intelligenz und Ökosysteme veränderte Arbeitsanforderungen wird die kontinuierliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und die Schaffung von Wissens-Communities zu einer zentralen Aufgabe. Up-Skilling und Re-Skilling sind unerlässlich – sowohl für Backoffice als auch für Field-Service-Mitarbeitende. Dabei sind Quereinsteigerprogramme immer häufiger zu berücksichtigen als Antwort auf den Fachkräftemangel sowie das Empowering der Mitarbeitenden, um Zufriedenheit und Performance zu steigern. Die Begleitung und Coaching von Führungskräften darf im Veränderungsprozess nicht zu kurz kommen, da der Wandel vor der Unternehmensführung keinen Halt macht.
- Digitale und analoge Tools spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen es, alle relevanten Stakeholder – von Mitarbeitenden im Backoffice und Field Service bis hin zu PartnerInnen, LieferantInnen und Regulierungsbehörden – in den Veränderungsprozess einzubeziehen und ihre Unterstützung zu sichern. Dies ist insbesondere in der Energieerzeugung wichtig, wo die Sicherheit und Stabilität der Prozesse oberste Priorität haben.
- Frameworks und Modelle bieten wertvolle Orientierungshilfen und unterstützen die systematische Planung und Durchführung von Veränderungsprozessen. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg ist die Bereitstellung der notwendigen Ressourcen und Kompetenzen.
Ein systematisches Change- und Transformationsmanagement bildet eine zentrale Voraussetzung für die nachhaltige Verankerung von Veränderung in der Organisation. Energieerzeuger sollten sich dabei u.a. mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Wie unterschiedlich wirken sich neue Technologien und Arbeitsweisen auf Rollen und Verantwortlichkeiten in Backoffice und im Field Service aus und was ist bei Up-Skilling und Re-Skilling Programmen zu beachten?
- Wie lassen sich Management und Führung in den Bereichen Entwicklung, Bau und Betrieb von Erzeugungsanlagen anpassen, um agile Prinzipien wie Selbstorganisation, Fehlerkultur und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz effektiv zu integrieren?
- Welche neuen Ressourcen, Kompetenzanforderungen, Teamstrukturen und Zusammenarbeitsmodelle sind erforderlich, um den kontinuierlichen Wandel in der Energieerzeugung erfolgreich umzusetzen?
Erfolgsfaktor #8: Projekt- und Betriebsmanagement
Effiziente Projektumsetzung und Skalierung ohne Risiken für Betriebsabläufe trotz Ressourcenknappheit
Energieerzeuger stehen vor der Herausforderung, Digitalisierungs- und Transformationsprojekte umzusetzen und Lösungen entlang der Wertschöpfungskette zu skalieren, während gleichzeitig die verfügbaren finanziellen und personellen Ressourcen meist knapp sind. Diese Ressourcenknappheit führt häufig zu einem erheblichen Zeitdruck, da viele Mitarbeitende im operativen Geschäft gebunden sind. Ein effizientes Projektmanagement ist daher von zentraler Bedeutung, um Projekte dennoch erfolgreich umzusetzen. Dabei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Die Umsetzung von Konzepten wie Predictive Maintenance und plattformbasierten Ökosystemen erfordert spezifische Projektmanagementansätze, die sowohl die technologische Komplexität als auch die organisatorischen Herausforderungen berücksichtigen. Diese Projekte beinhalten oft die Integration neuer digitaler Systeme in bestehende Betriebsabläufe, die enge Zusammenarbeit zwischen IT/OT-ExpertInnen und Field-Service-Teams sowie die Nutzung von Daten aus verschiedenen Quellen zur Optimierung der Anlagenperformance.
- Die gezielte Zusammenstellung und der gezielte Einsatz von Projektmitarbeitenden ist entscheidend, um Projekte termingerecht und qualitativ hochwertig abzuschließen und die Optimierungspotenziale für die Organisation schnell zu heben. Der Einsatz von unternehmensübergreifenden Tools zur Mitarbeiterplanung mit hinterlegten Kompetenzprofilen hilft dabei, Mitarbeitende gezielt und effizient zu beplanen und einzusetzen.
- Hybride Projektmanagement-Ansätze, die klassische Strukturen mit agilen Prinzipien, Methoden und Instrumenten kombinieren, sind die Basis, um Anforderungen und Änderungen schnell umzusetzen und gleichzeitig klare Strukturen und Planungssicherheit für das Management und die Mitarbeitenden im Backoffice und Field Service zu schaffen. Die Flexibilität agiler Methoden ermöglicht es, auf unvorhergesehene Herausforderungen, wie z.B. technische Störungen oder plötzliche Änderungen in der Betriebsumgebung, schnell zu reagieren.
- Eine effektive Gremienstruktur ist essenziell, um schnelle und fundierte Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen zu treffen und die Organisation adäquat über Projektfortschritte zu informieren. Projekte wie die Einführung plattformbasierter Ökosysteme erfordern eine enge Abstimmung zwischen verschiedenen Fachbereichen und Standorten. Eine gut informierte Organisation reduziert das Risiko von Insellösungen oder Doppelarbeit und nutzt mögliche Synergien geschickt, insbesondere wenn verschiedene Teams aus unterschiedlichen Standorten – einschließlich Remote-Standorten – beteiligt sind.
- Schließlich sind für die erfolgreiche Umsetzung Projektverantwortliche gefragt, die sowohl fachliches Know-how als auch organisatorische Fähigkeiten und Erfahrung in Bereichen wie Digitalisierung, Data Analytics und Technologieintegration besitzen. Entscheidungsfreude, Flexibilität und Innovationsbereitschaft, gepaart mit Führungs-, Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen, sind dabei entscheidend, um die vielfältigen Anforderungen der verschiedenen StakeholderInnen zu managen und gleichzeitig die Gesamtziele des Unternehmens im Auge zu behalten.
Das Aufsetzen eines effektiven Projekt- und Betriebsmanagements erfordert genaue Planung. Energieerzeuger sollten dabei sich u.a. mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Wie sollte das Projektmanagement unter Zuhilfenahme digitaler Tools organisiert sein, um die Anforderungen von Energieerzeugern zu berücksichtigen und die Betriebsabläufe stabil zu halten?
- Welche Projektarchitektur fördert Effizienz und Agilität, ohne die Stabilität der kritischen Energieinfrastruktur zu gefährden?
- Welche Mechanismen und Qualitätsstandards müssen implementiert werden, um eine nahtlose Integration neuer Technologien in bestehende Betriebsstrukturen sicherzustellen?
Erfolgsfaktor #9: KRITIS- & NIS-2-Konformität
Schutz von Erzeugung, Produktivität und Profitabilität
In einer zunehmend digitalisierten und vernetzten Energieerzeugungsbranche, in der Technologien wie Künstliche Intelligenz, Predictive Maintenance und plattformbasierte Ökosysteme eine immer größere Rolle spielen, sind stabile und widerstandsfähige IT- und OT-Dienste von entscheidender Bedeutung. Da die Energieerzeugung als Kritische Infrastruktur (KRITIS) eingestuft wird, ist die Absicherung gegen externe Risiken und IT-Ausfälle nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Notwendigkeit.
Die KRITIS-Verordnung und die bevorstehende NIS-2-Richtlinie setzen klare Standards für den Schutz dieser kritischen Infrastruktur. Während die KRITIS-Verordnung bislang vorwiegend auf größere Energieerzeuger fokussiert war, erweitert die NIS-2-Richtlinie den Geltungsbereich auf kleinere Unternehmen, AnlagenherstellerInnen und DienstleisterInnen. Damit rücken alle AkteurInnen der Energieerzeugung stärker in den Fokus der Sicherheitsvorgaben.
Im Zuge der Transformation der Energieerzeugungsbranche sollten Cyber-Security Aspekte, insbesondere die Vorgaben der NIS-2-Richtlinie, von Beginn an mitgedacht werden. Folgende Elemente sind für die NIS-2-Konformität dabei von entscheidender Bedeutung:
- Information Security Management Systems (ISMS): Energieerzeuger müssen sicherstellen, dass sie über ein umfassendes ISMS verfügen, das die gesamte Lieferkette abdeckt. Dies bedeutet, nicht nur die eigenen IT- und OT-Systeme zu schützen, sondern auch die Sicherheit der PartnerInnen und Zulieferer im Blick zu behalten. Besonders in stark vernetzten Ökosystemen muss das ISMS flexibel und umfassend sein.
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung: Angesichts der dynamischen Risikolage müssen Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich aktualisiert werden. Dies beinhaltet die Implementierung von Sicherheitsrichtlinien, die den Anforderungen der KRITIS-Verordnung und NIS-2 gerecht werden und spezifisch auf die Herausforderungen der Energieerzeugungsbranche zugeschnitten sind.
- Sicherheitskultur: Neben technischen Maßnahmen ist eine starke Sicherheitskultur entscheidend. Nur wenn alle Mitarbeitenden – von der Führungsebene bis zu den operativen Teams – sich der Risiken bewusst sind und aktiv an der Prävention mitwirken, kann ein umfassender Schutz gewährleistet werden. Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen sind dabei unerlässlich, um das Bewusstsein für Risiken in allen Unternehmensbereichen zu verankern.
Auf dem Weg zu einer NIS-2-konformen IT-Security Practice sollten sich Energieerzeuger u.a. mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Wie können im Information Security Management System (ISMS) effizient digitale Plattformen und Ökosysteme integriert werden, um sowohl die Skalierung als auch die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen?
- Wie kann Predictive Maintenance sicher in KRITIS- und NIS-2-Umgebungen implementiert werden, ohne die Stabilität und Sicherheit von IT- und OT-Systemen zu gefährden?
- Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung getroffen werden, um den Anforderungen der KRITIS-Verordnung und NIS-2 gerecht zu werden?
Ganzheitlichkeit als Schlüssel für eine nachhaltig erfolgreiche Transformation
Die Betrachtung der Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Transformation der Energieerzeugung zeigt, dass zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen in der Branche verschiedene Dimensionen berücksichtigt werden müssen. Energieerzeuger stehen vor einer anspruchsvollen Transformationsaufgabe, die durch Operational Excellence, organisatorische Anpassungen und eine exzellente Projektumsetzung unterstützt wird. Durch die Einbeziehung der verschiedenen Dimensionen und Erfolgsfaktoren in ihre Transformationsroadmap schaffen Unternehmen die Basis für eine sichere, profitable und zukunftsfähige Energieerzeugung.
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